Verein SozialÖkologie

Agrarpolitisches Bündnis Bremen

Im Agrarpolitischen Bündnis Bremen (ABB) sind Mitglieder folgender Organisationen aktiv vertreten:

Für eine klimafreundliche Ernährungs- und Agrarwende

17.01.2021: ABB fordert: Eine klimafreundliche Ernährung und Landwirtschaft muss ein wesentlicher Bestandteil der „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ werden

Am Samstag wurde in Berlin Corona-konform für eine Politik demonstriert, die Höfen, Tieren und der Umwelt eine Zukunft gibt.  Rund 10.000 gemalte und gezeichnete Fußabdrücke mit individuellen Forderungen für die Agrarwende wurden vor dem Kanzleramt abgelegt und eine klimaschonende Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung gefordert: „Wir haben Agrarindustrie satt“!

Einen Tag vorher, am Freitag, gab es letztmals in der Enquête-Kommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ eine Anhörung von Experten, diesmal  zum Thema „Konsum und Ernährung“. Beim Klimawandel und Umwelt denken viele an die durch Verkehr, Energieerzeugung, Industrieproduktion oder schlecht gedämmten Gebäuden entstehenden CO²-Emissionen und nicht etwa an die Auswirkungen unseres Konsums- und Ernährungsverhaltens auf das Klima. Nach Berechnungen des Weltklimarats IPCC  entstehen bei der Produktion von Lebensmitteln rund 31 Prozent der gesamten globalen CO2 Emissionen. Insbesondere ist der viel zu hohe Fleischkonsum verantwortlich für einen erheblichen Teil der bei uns produzierten Klimagase. Er sollte daher nach Ansicht des ABB, insbesondere in der öffentlichen und privaten Gemeinschaftsverpflegung bis 2030 um mindestens 50  Prozent reduziert werden.

Abstimmung mit den Füßen gegen Höfesterben, Tierfabriken, Pestizide und Gentechnik

Eine drastische Reduzierung des Fleischkonsums und eine klimafreundliche Ernährung ist auch nach Ansicht der eingeladenen Experten unabdingbar – und möglich. So verwies Prof. Dr. Jana Rückert-John von der Hochschule Fulda  in diesem Zusammenhan auf den „Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Stadtgemeinde Bremen“ hin, als bundesweites bechtetes Vorbild für eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung, der nicht nur eine Umstellung der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung auf Bio-Lebensmittel zum Ziel hat, sondern ebenso eine stark fleischreduzierte Ernährung. Auch wenn im Jahr 2019 6,1 Millionen Menschen in Deutschland angeben sich vegetarisch zu ernähren, liegt der Fleischkonsum in  Deutschland auf einem überdurchschnittlich hohen Level. Rund 60 Kilogramm Fleisch nimmt jeder Deutsche jedes Jahr zu sich.

Besonders überzeugend wies Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,Energie gGmbH in seinem Vortrag auf die Wirksamkeit von „Ökoroutinen“ hin, da nach Befragungen die meisten zwar wissen, wie wir besser, weil nachhaltiger leben könnten, doch wir verhalten uns schizophren. So wünschen sich 80 Prozent der Bürger eine artgerechte Tierhaltung, doch nur ein Bruchteil dieser Befragten kauft dann auch tatsächlich Fleisch aus dieser Haltung. Kopatz setzt dagegen auf die Macht der Gewohnheit. Strukturen, so argumentierte er, lassen sich einfacher verändern als Menschen. Seine Vision: Politik und Wirtschaft entwickeln Richtlinien und Standards, die es jedem Einzelnen ohne Nachdenken ermöglichen, seinen Alltag umweltverträglich zu gestalten. Als Bevormundung sieht er das nicht. Denn Umweltschutz bedeutet meist nicht Verzicht, sondern Umdenken. Erfolgreiche Beispiele seines Ansatzes sind z.B. das Verbot der Käfighaltung für Legehennen, die Anschnallpflicht und auch der Bremer „Aktionsplan 2025“.

Auf entschiedenen Widerspruch stieß Kopatz mit seinen Thesen bei Jens Eckhoff als CDU-Vertreter in der Enquetekommission. Dieser kritisierte vehement die moralische Argumentation des Referenten und „enthüllte so nicht nur, dass er den Ansatz von Prof. Kopatz offensichtlich nicht verstanden hatte, sondern gleichzeitig seine Skepsis  gegenüber ordnungsrechtlichen Reglementierungen zur Verhinderung des dramatischen Klimawandels“, so Peter Bargfrede, Sprecher des ABB von der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG).

In einer Stellungnahme zur Sitzung der Enquetekommission schlägt das ABB zum Bereich Ernährung vor, klimabelastende Lebensmitteltransporte zu reduzieren und die Wertschöpfung in der Region zu erhöhen. Mittels geeigneter Förderprogramme sollte ein „grüner Ring“, insbesondere von (Bio-) Gemüseanbau- und Obstbetrieben rund um Bremen entwickelt werden. „Nicht zuletzt auch, um weniger abhängig von globalen Lieferketten zu werden, zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen in der regionalen Landwirtschaft und der Lebensmittelversorgung der Menschen im Ballungsraum Bremen“, so Bargfrede weiter. Als wichtige Voraussetzung einer enkeltauglichen Landwirtschaft  und einer verbrauchernahen Lebensmittelversorgung fordert das ABB in diesem Zusammenhang, dass es keine weitere Versiegelung  landwirtschaftlich genutzter Flächen in Bremen zugunsten der Erschließung neuer Gewerbegebiete mehr geben darf, so der Sprecher weiter.

Als weitere Maßnahmen im Rahmen einer Bremer Ernährungsstrategie empfiehlt das ABB  u. a. den Ökolandbau bis 2030 auf 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bremen zu erhöhen, die Ausdehnung des Aktionsplans 2025 auf öffentliche und private Kantinen, Mensen in Hochschulen/Universität und die Entwicklung eines Gesamtkonzept Essbare Stadt: „Urban Gardening/Urban Farming und andere innovative Modelle urbaner Lebensmittelproduktion“.

Die vollständige Stellungnahme des ABB “Auf dem Weg zu  einer Bremer Ernährungsstrategie” gibt’s hier zum Nachlesen: Download pdf (764 KB)


Lockdown für Billigfleisch

03.07.2020: ABB fordert beschleunigten Ausstieg aus dem Billigfleisch-Konsum in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung

„Angesichts der Corona-Infektionen und den skandalösen Zuständen für Mensch und Tier in den Groß-Schlachtereien von Tönnies, Wiesenhof, Westfleisch & Co, den tierquälerischen Haltungsbedingungen in den Ställen der Agrarindustrie und den klimaschädlichen Folgen des Konsums von Billigfleisch, sollte die Stadt Bremen den Ausstieg aus dem Billigfleisch-Konsum jetzt beschleunigen“, so Peter Bargfrede, Sprecher des Agrarpolitischen Bündnis Bremen (ABB) in einer Pressemitteilung vom 24. Juni 2020. Die Stadt Bremen habe sich zwar 2018 im „Aktionsplan 2025“ verpflichtet, bis Ende 2022 in öffentlichen Kitas, Schulen und Kantinen nur noch Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung einzusetzen, also auch kein Billigfleisch mehr, aber für Krankenhäuser gelte dies bisher nur begrenzt und für Mensen von öffentlichen Hochschulen und der Universität gebe es noch gar keine Verpflichtungen.

Plakat: "Öko-Aktionsplan konsequent umsetzen!"

Mitglieder des ABB fordern jetzt in Petitionen an die Bremische Bürgerschaft einen „Lockdown für Billigfleisch“ bis Ende 2022: „Die Bremische Bürgerschaft wird aufgefordert zu beschließen, dass in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung – in Kitas, Schulen, Krankenhäuser, Kantinen, Mensen der Hochschulen und der Universität Bremen –  bis Ende 2022  kein Billigfleisch aus der  Massentierhaltung mehr eingesetzt werden darf, sondern nur noch Fleischprodukte, die nach den Kriterien des ökologischen Landbaus oder auf Basis eines staatlich verbindlichen Tierwohllabels der höchsten Stufe erzeugt wurden“, heißt es in einer der Petitionen. 

Sozial- und umweltverträglichere  Fleischprodukte in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung sollten sich aber nach Ansicht des ABB alle leisten können, auch Menschen mit einem schmaleren Geldbeutel.  Dies sieht erfreulicherweise auch die rot-grün-rote Koalition so:„Mehrkosten können dabei unter anderem durch einen reduzierten Anteil an Tierprodukten in den Mahlzeiten nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung reduziert  werden, darüberhinausgehende Mehrkosten werden aus dem Haushalt finanziert“ (Koalitionsvereinbarung von Rot-Grün-Rot, S. 88). Jutta Draub-Ketelaar von der Bremer EVG und Theodora Plate vom Verein SozialÖkologie sind überzeugt, „dass der Fleischkonsum in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung  bis 2022  aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen ohnehin schrittweise um die Hälfte reduziert werden müsste, auf höchstens zwei Fleisch-Mahlzeiten pro Woche“.

Der Verzicht auf Billigfleisch und die Reduzierung des Fleischkonsums sollte – so das Agrarbündnis –  von einer von der Stadt Bremen finanzierten Kampagne begleitet werden, die über die gesundheitlichen, klimaschädlichen und tierquälerischen Folgen eines zu hohen Fleischkonsums aufklärt und die Vorteile eines vegetarischen oder veganen Ernährungsstils für Gesundheit, Umwelt und Klima erläutert.

Das ABB schlägt ferner vor,  nach den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie – gemeinsam mit dem Projekt BioStadt Bremen und den Umland-Kommunen – eine nachhaltige Ernährungsstrategie für die Bremer Region zu entwickeln.  „Rund um den Ballungsraum sollte die Gründung und Ansiedlung von Öko-Gemüsegärtnereien und Betrieben der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) massiv gefördert werden, damit bei erneuten Unterbrechungen der globalen Lieferketten ausreichend  gesunde und klimafreundlich produzierte Lebensmittel  aus der Region für die Menschen im Ballungsraum zur Verfügung stehen“, so Monika Balmann vom Verein SozialÖkologie, Mitglied im ABB..

Thomas Warnken von der VerbraucherAnStiftung, der selbst einmal als Bio-Landwirt tätig war, hält es angesichts der für Mensch und Tier unhaltbaren Zustände in den Schlachthöfen für angebracht, über die Neugründung eines regionalen Bremer Schlachthofs mit kommunaler Beteiligung nachzudenken. „Seit über 5 Jahren predigt der katholische Theologe Peter Kossen gegen die unhaltbaren Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie auf den Schlachthöfen. Es ist ein unheilvolles Zusammenkommen von nicht auskömmlichen Erzeugerpreisen in der Landwirtschaft mit tierquälerischen Haltungsbedingungen und skandalösen Arbeitsbedingungen in den großen Schlachthöfen. Dieses ‚Schweinesystem‘ gehört abgeschafft, je schneller, desto besser“, so Thomas Warnken.  

Die Petitionen sind auf der Homepage der Bremischen Bürgerschaft zu finden: https://petition.bremische-buergerschaft.de/index.php?n=petitionsliste. Hier können sich auch Mitunterzeichner*innen bis zum 14.08.20 eintragen.


Bio-Stufenplan für die Uni-Mensa – jetzt!

17.01. 2020: Agrarpolitisches Bündnis: Mehr Bio und weniger Billigfleisch in der Uni-Mensa sind möglich und nötig!

Der Aktionsplan zur Ökologisierung der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung soll laut Koalitionsvereinbarung von Rot-Grün-Rot auch auf die Mensen von Universität und Hochschulen Anwendung finden. Das Studierendenwerk Bremen wehrt sich jetzt gegen eine vollständige Umstellung auf Bio und den Verzicht auf Biligfleisch aus der Massentierhaltung mit Äußerungen seines Pressesprechers Maurice Mäschig, dass es zu wenig Bio gäbe und Bio zu teuer wäre. Dies ist nach Ansicht des Agrarpolitischen Bündnis Bremen (ABB) einerseits unzutreffend und erweckt andererseits den Anschein, dass sich das Studierendenwerk nicht mit einer konsequenten Ernährungswende auseinandersetzen will, die angesichts der Folgen eines viel zu hohen Fleischkonsums aus der Massentierhaltung für Umwelt und Klima absolut dringlich ist.

„Wir begrüßen es sehr, dass in der Uni-Mensa bereits auf freiwilliger Basis 100 Prozent Bio-Milch und 100 Prozent bio-fairer Kaffee angeboten werden und zukünftig auch das Tafelobst 100 Prozent Bio sein soll. Das ist ein guter Anfang, jetzt darf das Studierendenwerk aber nicht auf halbem Wege stehenbleiben“, so Peter Bargfrede, Sprecher des ABB von der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG).

In der Koalitionsvereinbarung ist die Ökologisierung der Uni-Mensa, anlog zur Gemeinschaftsverpflegung in öffentlichen Kitas und Schulen, als gemeinsames Ziel der neuen Landesregierung benannt worden. Peter Bargfrede dazu: „Wenn jetzt von dieser klaren Absichtserklärung der Koalitionspartner nur eine vage Aufforderung an den Senat, Verhandlungen mit dem Studierendenwerk zu führen, übrig bleibt, müssen sich die Koalitionäre nicht wundern, wenn dieses – durch seinen Pressesprecher – sich vehement gegen eine Ausweitung des Aktionsplans 2025 auf die Uni-Mensa wehrt.”

Dabei sind die vom Studierendenwerk genannten Bio-Mehrkosten von 6 Millionen Euro, davon 3 Millionen für die Bio-Lebensmittel, sachlich unzureichend begründete Zahlen. Ein vom Bremer „Verein SozialÖkologie“ durchgeführtes Bio-Modellprojekt in drei Bremer Kitas hat ergeben, dass die Mehrkosten für ein Mittagessen lediglich 11 bis 23 Cent betragen. Diese Kalkulation ist grundsätzlich auch auf Essen für Erwachsene übertragbar. Voraussetzung ist allerdings die Reduktion des Fleischkonsums – wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen – auf zwei Tage in der Woche und die Zubereitung frischer Speisen aus möglichst saisonaler und regionaler Bio-Produktion. Demnach würden die Mehrkosten von durchschnittlich 20 Cent pro Mahlzeit bei 12.000 Essen lediglich 2.400 Euro pro Tag und ca. 500.000 Euro (bei jährlich 200 Mensatagen) betragen – und nicht drei Millionen, wie Mäschig behauptet.

Nicht erwähnt wurde vom Pressesprecher auch, dass die Umsetzung des Aktionsplans in Stufen erfolgen soll und die Verwendung von Bio-Lebensmitteln nicht von heute auf morgen 100 Prozent erreichen muss. So halbieren sich die Bio-Mehrkosten bei einem Bio-Anteil von z. B  fünfzig Prozent, bei einem Anteil von 20 Prozent, wie evt. im zweiten Jahr der Umstellung geplant, sind es noch deutlich weniger Mehrkosten.

Auch die Behauptung, dass nicht genügend Bio-Lebensmittel aus dem „Kreis Bremen“ vorhanden sind, ist irreführend. Wenn die Umstellung mittels eines Bio-Stufenplans  erfolgt – wie im Aktionsplan vorgesehen – können die nötigen Mengen an Bio-Lebensmittel in Kooperationsvereinbarungen, z. B. mit Landwirten aus dem niedersächsischen Umland, die auf Bio umstellen wollen, über mehrere Jahre langsam erhöht werden. Trotzdem wird es es auch erforderlich sein, Bio-Lebensmittel aus anderen Regionen zu beziehen.

Und die angeblich hohen Kosten einer gesunden und klimafreundlichen Ernährung können durch eine entsprechende Qualifikation des Küchenpersonals, eine Speiseplanoptimierung und Großeinkaufskonditionen gesenkt werden. Dies belegt ebenfalls das schon genannte Pilotprojekt zu Mehr Bio in Bremer KiTas. Dieses erhielt dafür übrigens 2019 einen mit 25.000 Euro dotierten Nachhaltigkeitspreis im Rahmen des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune“ des Bundesumweltministeriums.

„Eine Umstellung auf eine fleischreduzierte und nachhaltige Ernährung aus ökologischer Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung würde die Ausweitung des Ökolandbaus beschleunigen, ein wichtigen Beitrag zum Abbau der Massentierhaltung sein und die Gesundheit der StudentInnen fördern. Mehr Bio in der Uni-Mensa  ist nicht nur machbar, sondern aus Gründen des Tierwohls, des Klimaschutzes und der Gesundheit ohne Alternative”, so Peter Bargfrede vom ABB.


175 Jahre “Redliche Pioniere von Rochdale”

Vortrag in der Villa Ichon am 10. Dezember um 19 Uhr

Das Agrarpolitische Bündnis Bremen macht aufmerksam auf einen Vortrag von Mathias Fiedler über den Ursprung und die Entwicklung der europäischen Konsumgenossenschaftsbewegung. Er findet statt am Dienstag, den 10. Dezember um 19 Uhr in der Villa Ichon. Mathias Fiedler ist der Vorstandssprecher des Zentralverbands deutscher Konsumgenossenschaften e.V. (ZdK) und seit 2019 Präsident des europäischen Konsumgenossenschaftsverbandes (Euro Coop). Er beleuchtet die Entstehung der Konsumgenossenschaftsbewegung, die im Dezember vor genau 175 Jahren mit der Eröffnung des ersten Ladens der „Redlichen Pioniere von Rochdale” in der Nähe von Manchester ihren eigentlichen Anfang nahm. Auch wenn es schon vorher Diskussionen über Konsumgenossenschaften gab und auch etliche Versuche, entsprechende Läden zu eröffnen, so ist doch die Idee der Konsumgenossenschaften weltweit eng mit den “Redlichen Pionieren von Rochdale” verbunden.

“Rochdale Society of Equitable Pioneers” (Foto: www.zdk-hamburg.de)

Die “Redlichen Pioniere von Rochdale” schafften es, aus den Fehlern der ersten Gründungen zu lernen, um mit besonderen Prinzipien der Idee der Konsumgenossenschaften zum Erfolg zu verhelfen. Zu diesen Prinzipien zählten z. B. der Grundsatz der Warenreinheit, also Einkauf und Abgabe nur von unverfälschter Ware, die Barzahlung, die Förderung des Bildungsstrebens und die demokratische Verwaltung – ein Mensch, eine Stimme. Die traditionellen Prinzipien der Redlichen Pioniere sind im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt worden und dienen nun als Grundsätze des Internationalen Genossenschaftsverbandes den Genossenschaften in der ganzen Welt als Richtlinie.

Nach dem Zusammenbruch der Coop AG, in der in den siebziger Jahren die meisten selbstständigen deutschen Konsumgenossenschaften überführt wurden, gibt es nur noch in wenigen Regionen Deutschlands traditionelle Konsumgenossenschaften, die im Einzelhandel tätig sind. Ganz im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wie z.B. in Italien, Spanien, Großbritannien, Schweiz und den skandinavischen  Ländern. Hier beherrschen nicht wenige renditeorientierte Lebensmittelketten den Markt allein, sondern hier leisten Konsumgenossenschaften, deren Hauptzweck die Förderung ihrer Mitglieder ist, einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung der Konsumentinnen und Konsumenten mit guten und günstigen Produkten des täglichen Bedarfs. Dass die Idee auch in Deutschland lebendig ist, zeigen die vielen neuen von Bürgern betriebenen Dorfläden, gerade im ländlichen Raum.

In Bremen ist die 1988 von 20 Personen gegründete Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG) die einzige lebendige (Bio-)Variante einer Konsumgenossenschaft. Heute hat sie mehr als 650 Mitglieder, betreibt seit 1989 den Bauernladen im Bremer Stadtteil Ostertor und unterstützt die regionale Bio-Landwirtschaft bei der Direktvermarktung ihrer gesunden und klimafreundlichen Produkte.

Mehr dazu auch auf der Website des Zentralverbands der Konsumgenossenschaften.


Mehr Bio und weniger Billigfleisch – auch auf dem Freimarkt!

17.10.2029: “Anteil von Lebensmitteln aus bio-regionaler Produktion und dem Fairen Handel ist innerhalb von fünf Jahren auf mindestens 25 Prozent zu erhöhen”

Das Agrarpolitische Bündnis Bremen (ABB) kritisiert anlässlich der morgigen Eröffnung des diesjährigen Freimarkts, dass die zuständigen Behörden bisher keine sichtbaren Anstrengungen unternommen haben, die Standbetreiber anzuhalten, das dortige Verzehrangebot verstärkt aus regionaler, tierwohlgerechter und ökologischer Produktion zu beziehen. Das ABB begrüßt zwar erste Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit, z.B. bei der Müllvermeidung, ist aber der Ansicht, dass zukünftig auch bei den Speiseangeboten mehr Wert auf einen nachhaltigen Konsum gelegt werden muss und Billigfleischprodukte auf dem Freimarkt nichts zu suchen haben.

Während der Freimarktzeit  werden tausende Bratwürste und große Mengen Geflügelprodukte verzehrt. Das gesamte Geflügel- und Schweinefleisch kommt mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer nicht artgerechten intensiven Tierhaltung und aus agrarindustriellen Mastbetrieben. Etwa die Hälfte aller Mastschweinein Deutschland lebt in Betrieben mit 1.000 bis über 5.000 Schweinen. „Sie stehen ihr kurzes Leben von 6 – 7 Monaten auf engstem Raum und auf kotverschmierten Spaltenböden ohne Stroheinstreu, kommen nie an die frische Luft und fressen Futtermittel aus Soja und Mais, für die Urwälder gerodet werden, die zur Bindung des Treibhausgases Kohlendioxyd dringend benötigt werden“, so Peter Bargfrede, Sprecher des ABB von der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft, die dort Gründungsmitglied ist.

„Angesichts der Ausrufung der Klimanotlage durch die neue Landesregierung müssen Behörden und Marktorganisatoren für den nächsten Bremer Freimarkt ein Konzept für ein Verzehrangebot entwickeln, das eine klimafreundliche, ökologische und tierwohlgerechte Erzeugung zur Basis hat“, so der ABB-Sprecher. „Billigfleisch aus der tierquälerischen Massentierhaltung sollte vom Freimarkt verschwinden. Der Anteil von Lebensmitteln aus bio-regionaler Produktion und dem Fairen Handel ist innerhalb von fünf Jahren auf mindestens 25 Prozent zu erhöhen“, so Peter Bargfrede vom ABB, das auch für eine Bio-Quote auf allen anderen Bremer Großveranstaltungen plädiert.

Das ABB setzt sich für eine sozial-ökologische Agrarwende ein, für einen Umbau der Tierhaltung und eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik. Öffentliches Geld sollte zukünftig gezielt in Umwelt-, Natur – und Klimaschutz und die Erhaltung bäuerliche Betriebe gesteckt werden. Öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen!


Wiesenhof bleibt ein Werder-Makel

23.07.2019 Das ABB fordert Ausstieg aus Billigfleisch-Angeboten im Weserstadion

Die Verlängerung des Vertrags von Werder mit Wiesenhof in den Sommerferien lässt zumindest vermuten, dass den Werder-Verantwortlichen das schlechte Image ihres Hauptsponsors nicht ganz unbekannt ist und sie in den großen Ferien nicht mit großen Protesten von Tierschützern rechnen müssen. „Denn trotz der Produktion eines veganen Burgers verdient der Wiesenhof-Konzern seine Millionen fast ausschließlich dadurch, dass in den Wiesenhof-Ställen die Geflügeltiere auf engstem Raum zusammengepfercht sind, mehrmals mit Antibiotika behandelt werden müssen und von artgerechter Haltung keine Rede sein kann“, so Peter Bargfrede, Sprecher des ABB von der Bremer Erzeuger-Verbraucher-genossenschaft.   

Aus Sicht des ABB ist es mehr als bedauerlich, dass ein Verein wie Werder Bremen, der sich ansonsten in positiver Weise sozial engagiert und auf sein gutes Image wert legt, nicht in der Lage oder willens ist, einen weniger umstrittenen Sponsor zu finden. “Politisch Verantwortliche, aber auch gesellschaftliche Akteure wie der Bundesligaverein Werder Bremen, haben eine Verantwortung für eine tierquälerische Massentierhaltung und einen zu hohen Fleischkonsum, der nach Berechnungen des Weltklimarats einer der Hauptverursacher des Klimawandels ist”, so der Sprecher des ABB.

Bremen ist Biostadt und hat als erste deutsche Großstadt beschlossen, Billigfleisch aus Kitas und Schulen zu verbannen und bis 2022 dort nur noch Bio-Lebensmittel einzusetzen. Zukünftig soll es laut Koalitionsvertrag auch in den Mensen von öffentlichen Hochschulen und Mensen – mittels eines Stufenplans – kein Billigfleisch mehr geben und der Fleischkonsum reduziert werden. „Das ist vorbildlich und Werder Bremen wäre gut beraten,  eine Strategie zum Ausstieg aus dem Billigfleisch-Angebot im Weserstadion zu entwickeln und einen Beitrag zur Stärkung der ‚BioStadt Bremen‘ zu leisten“, so Monika Baalmann vom Verein SozialÖkologie, Mitglied im ABB.


Was will das Agrarpolitische Bündnis Bremen

Anlässlich der Bremischen Bürgerschaftswahl im Mai 2019 hat das ABB ein Positionspapier entwickelt mit neun Eckpunkten und dem Titel:

Mehr gesunde Lebensmittel aus verantwortungsvoller, nachhaltiger Landwirtschaft in Bremen und umzu

Wie wir uns ernähren, welche Lebensmittel wir kaufen oder nicht kaufen, also unser Ernährungsverhalten, hat weitreichende Folgen für die Umwelt, unsere Gesundheit und insbesondere auf die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird. „Kein Sektor ist so stark mit der Gestaltung von Lebensräumen verwoben wie die Landwirtschaft. Ändert sie sich, ändern sich auch die ökologischen und sozialen Systeme, die darin beheimatet sind“. (Agraratlas, 2019). Im Sinne einer solchen dynamischen Entwicklung fordern wir eine bäuerliche Landwirtschaft, welche ökologisch nachhaltig und tiergerecht ist und den Bäuerinnen und Bauern eine gute wirtschaftliche Existenz sichert. Wir fordern den Einsatz für eine Landwirtschaft, die verantwortungsvoll mit den Menschen, den Tieren und der Natur umgeht. Industrialisierte Landwirtschaft, die auf Kosten-Minimierung und Gewinn-Maximierung setzt, stellt für uns keine zukunftsfähige Perspektive dar.

Um ein nachhaltiges Ernährungsverhalten auf den Weg zu bringen, brauchen wir eine Reform der EU-Agrarpolitik, die Gemeinwohlleistungen wie landwirtschaftliche Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen den Vorrang gibt. Ökologischer Landbau, Ausgleichszahlungen für wirtschaftliche Nachteile aufgrund natürlicher Gegebenheiten, Qualitätserzeugung, regionale Vermarktung und integrierte ländliche Entwicklung müssen gezielt gefördert werden. Geplante Ausnahmen, Re-Nationalisierung von Maßnahmenentscheidungen und drastische Kürzungen dürfen sie nicht verwässern. Unser Positionspapier enthält im Folgenden neun zentrale Eckpunkte mit den sich daraus ergebenden Forderungen für eine Enkel-taugliche Ernährung und Landwirtschaft.

Hier gibt es das gesamte Positionspapier zum Nachlesen (Download pdf, 799 kB)


ABB-Wahlprüfsteine – Fragen an die Parteien zur Bürgerschaftswahl

on den zur Bremischen Bürgerschaftswahl angetretenen Parteien wollte das ABB anhand von Wahlprüfsteinen wissen, was SPD, CDU, Die Grünen, Die Linke und die FDP in der neuen Legislaturperiode für eine gesunde  Ernährung und eine enkel-taugliche Landwirtschaft unternehmen wollen.

Hier sind die Fragen:

1. Ökolandbau

Bremen ist „BioStadt“ und nach Berlin mit 21,1 Prozent das Bundesland mit dem höchsten Anteil an ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Fläche. Wir setzen uns dafür ein, dass noch mehr Landwirte ihren Betrieb auf den klimafreundlichen biologischen Landbau umstellen. Unser Ziel lautet: Bis 2030 sollen 50 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Bremen ökologisch bewirtschaftet werden.

Frage: Wie stehen Sie zu unserer Forderung? Was werden Sie zukünftig zur Förderung des ökologischen Landbaus in Bremen unternehmen?

2. Aktionsplan 2025 – Ausdehnung auf Mensen in Hochschulen/Uni

Der 2018 vom Bremer Senat auf Initiative des ABB beschlossene „Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“ findet bundesweit Beachtung und fördert bereits jetzt die Bereitschaft weiterer Bremer Landwirte, ihren Betrieb auf Bio umzustellen. Er sieht vor, dass in öffentlichen Kitas, Schulen und Krankenhäusern nur noch Bio-Milch verwendet werden darf und bis 2022 die gesamte Verpflegung in Kitas und Schulen aus dem ökologischen Landbau kommen muss, in Krankenhäusern 25 Prozent bis 2024.

Frage: Werden Sie unsere Forderung unterstützen, dass zukünftig der Aktionsplan auch auf die Kantinen in öffentlichen Einrichtungen und auf Mensen in Hochschulen und Universität Anwendung findet und auch dort bis 2022 mehr  Bio-Milchprodukte und Bio-Lebensmittel zum Einsatz kommen?

3. Weidehaltung

Einige konventionell wirtschaftenden Landwirte lassen ihre Rinder nicht mehr auf die Weide und Biobetriebe müssen ihren Tieren lediglich einen Laufhof zur Verfügung stellen. Weidehaltung ist aus Gründen des Tierwohls, der Artenvielfalt von Fauna und Flora auf den Grünlandflächen und des Klimaschutze sehr wünschenswert. 

Frage: Sind Sie auch dafür, dass Bremer Landwirten, die ihre Rinder mindestens 120 Tage auf die Weide lassen, eine Weideprämie für die entstehenden betrieblichen Mehraufwendungen gezahlt wird?

4. Pestizideinsatz in der Landwirtschaft

Unser Ziel ist eine Landwirtschaft in Bremen, die ohne Pestizide auskommt. Als Zwischenziel werben für dafür, bis 2030 den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft Bremen zu halbieren. Wir werden dafür eintreten, dass Ackergifte wie das vermutlich krebserregende Glyphosat und die bienen- und insektentötenden Neonicotinoide schnellstmöglich europaweit verboten werden.

Frage: Was halten Sie von unsern Forderungen für eine pestizidfreie Landwirtschaft und einem Verbot von Ackergiften?

5. Gentechnikfreie Landwirtschaft

Bereits seit 2011 ist Bremen sogenannte „gentechnikfreie Region“, das bedeutet in Bremen werden weder gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut noch gentechnisch veränderte Tiere gezüchtet. Wir möchten Bremer Landwirt*innen darüber hinaus ermutigen, dass ihre Nutztiere nur noch gentechnikfreie Futtermittel erhalten. Damit wäre Bremen wirklich eine gentechnikfreie Region.

Frage: Unterstützen Sie unser Ziel, dass alle Bremer Landwirte freiwillig auf den Einsatz gentechnikfreier Futtermittel verzichten sollten, damit Bremen wirklich eine gentechnikfreie Region wird?

6. Tierwohl und Kennzeichnung von Lebensmitteln

Tiere sind Lebewesen und kein agrarindustrieller Rohstoff. Die auf Höchstleistung und Maximalertrag getrimmte Tierhaltung verursacht Tierleid, Qualzucht und regelmäßig Lebensmittelskandale. Eine Kehrtwende bei der Tierhaltung und Tierzucht ist überfällig. Für uns sind Lebewesen keine Wegwerfprodukte.

Frage: Unterstützen Sie auch unsere Forderung nach mehr Platz und besseren Haltebedingungen für unsere Nutztiere, einem Verbot von Reserveantibiotika und einer verbindlichen gesetzlichen Kennzeichnung – ähnlich der von Eiern – von tierisch erzeugten Lebensmitteln?

7. Essbare Stadt

Ein Projekt „Essbare Stadt“ gibt es bereits in vielen Städten, auch in Bremen gibt es Initiativen dazu. Ziel ist u. a. die Nutzung des urbanen Raums zum Anbau von Lebensmitteln und die Förderung einer vielfältigen lokalen Lebensmittelproduktion.

Frage: Wie finden Sie das Projekt einer „Essbaren Stadt“ und dass auf ausgewählten öffentlichen Flächen Obst und Gemüse angebaut werden darf, die alle Bremer*innen ernten dürfen?

8. Ernährungsbildung

Gutes Essen beginnt mit der Wertschätzung von Lebensmitteln. Dafür braucht es mehr Wissen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern darüber, wie Lebensmittel hergestellt werden, was darin enthalten ist und wie sie auf Mensch und Umwelt wirken. Wir wollen dem Thema deshalb in den Kitas und Schulen mehr Raum geben und den Kindern und Jugendlichen Kenntnisse und unmittelbare Erfahrungen vermitteln – theoretisch wie praktisch. Wir fordern, dass in Bremen die Umweltbildung im Sinne des Berichts „Zukunft Bremen 2035 (Handlungsfeld 13, Teilziel 4) u.a. durch ein neu einzurichtendes Unterrichtsfach „Ernährungsbildung“ umgesetzt wird und das jedes Bremer Grundschulkind einmal im Rahmen des Unterrichts auf einem Bauernhof gewesen sein sollte

Frage: Sind Sie auch für die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs „Ernährungsbildung“ und das jedes Bremer Grundschulkind einmal im Rahmen des Unterrichts auf einem Bauernhof gewesen sein sollte?

9. Haus der Ernährung

Wie wir uns ernähren, woher unsere Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden hat enorme Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, auf Böden, Wasser, Klima und auf die Gesundheit der Menschen. Die Ernährung erhält im gesellschaftlichen Diskurs trotzdem immer noch nicht die Bedeutung, die notwendig wäre.  Wir fordern daher, dass  Bremen ein öffentlich gefördertes, aber unabhängiges „Haus der Ernährung“ nach dem Vorbild vom Kopenhagener  „House of Foods“  erhält – gegründet zum Zweck der Verbesserung der Speisen in öffentlichen Einrichtungen.

Frage: Sind Sie auch dafür, dass Bremen ein öffentlich gefördertes „Haus der Ernährung“ nach dem Kopenhagener Vorbild „House of Food“ erhält?

Hier sind die Antworten nachzulesen:


Kontakt Agrarpolitisches Bündnis Bremen

Agrarpolitisches Bündnis Bremen (ABB)

Ansprechpartner: Peter Bargfrede
c/o Verein SozialÖkologie im Kulturzentrum Lagerhaus
Schildstr. 12-19
28203 Bremen


Tel. (0421) 34 99 077
agrarpolitisches@buendnis-bremen.de
www.buendnis-bremen.de